Zurück in die Alpen

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Gestern und heute stand unsere größte alpine Herausforderung auf dem Programm: Der Klettersteig „Via delle Bocchette Centrali“, ein Schauweg der größtenteils entlang schmaler Felsbänder mit 1.000m Abgrund „unterm Hintern“ in den Brenta-Dolomiten verläuft. Nach schwieriger Parkplatzsuche in Molveno, wo es im Tal noch sehr heiß war, langer Umpackaktion mit gefühlt zu schweren Rucksäcken, Nebel in den höheren Bergregionen und noch Müdigkeit in den Knochen von den Tagen zuvor, sank unsere Motivation den vierstündigen Anstieg über 1.200 Höhenmeter zum Rifugio Pedrotti, welches wir als Nachtlager gebucht hatten, gegen Null. Wir nahmen die Seilbahn zum Startpunkt der Wanderung und als wir den ersten, noch recht flach verlaufenden Kilometer gelaufen waren und uns beide völlig energielos fühlten, waren wir kurz davor, umzukehren und uns nach einem Alternativquartier in Molveno am See umzusehen. Wir haben uns dann aber abgeklatscht und die Zähne zusammengebissen. Als der tote Punkt erst einmal überwunden war, ging es ganz gut und da der Weg zwar steil aber viel leichter als der der Cadini-Runde war, waren wir nach 4 Stunden und 4 Minuten gerade pünktlich zum Abendessen oben auf der Hütte. Ein unbeschreibliches Gefühl aus Stolz und Freude. Da Italien gerade Ferien hat, war die Hütte komplett ausbucht. Das heißt: 120 Leute saßen eng an eng in einem Speiseraum, natürlich ohne Atemschutzmaske. Was Covid betrifft, so sind wir überhaupt erst ein einziges Mal in irgendeiner Form „kontrolliert“ worden: Beim Eintritt gestern in den Markusdom wurde mein Impfpass einmal gescannt.

Nachdem wir die Nacht zu dritt in einem Raum mit einem anderen deutschsprachigen Wanderer verbracht hatten, stand heute Morgen der eigentliche Klettersteig an. Am Beginn des Eisenwegs, der sich schon länger auf meiner „Bucket-List“ befindet, angekommen, verspürte ich aber keinerlei Lust mehr, mich dort einzuhängen. Heute war es nicht der Körper, der Widerstand leistete, sondern der Kopf, der sich sträubte. Dieses Mal konnte ich mich nicht nochmal überwinden, was mich schon immer noch ein wenig frustriert. Ich habe Noah alleine ziehen lassen, da er sich so auf das Klettern gefreut hatte (Kleines Bilderrätsel, Bild Nr. 6: Wer findet den Noah?). Das war schließlich insofern eine gute Lösung, als dass Noah den Weg ohne väterlichen „Ballast“ viel entspannter und zügiger angehen konnte und ich mir viel Zeit für die Gegend rund um die Hütte und für den Abstieg nehmen konnte. Nach der Hälfte des Abstiegs fand ich vor der Selvata-Hütte einen Liegestuhl, auf dem ich dann gar nicht mehr so lange auf Noah warten musste. Wir aßen auf der Hütte zu Mittag und liefen den restlichen, nicht enden wollenden Abstieg (für Noah waren es tatsächlich 2.000 Höhenmeter) gemeinsam bis zurück nach Molveno.

Die Fahrt in den frühen Abendstunden zum Gardasee führte uns zunächst zu einem kurzen Aufenthalt nach Campione. Ab dort war die Strecke bis Sirmione zwar schön, zog sich aber wegen sehr starken Verkehrsaufkommens so sehr in die Länge, dass wir erst mit Anbruch der Dunkelheit ankamen. Unser Hotel lag ganz an der Nordspitze im Centro storico von Sirmione, so dass wir eine Einfahrerlaubnis ins Zentrum bekamen. Die Fahrt durch die sehr engen Gassen und die „uns zujubelnden“ Menschenmassen war nochmal ein ganz besonderes Erlebnis.

Pics of the Days: